
Hertha-Fan und schwul? Keine Frage beim Lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin
Niemand wundert sich hoffentlich mehr, auf dem Lesbisch-schwulen Stadtfest 2018 auch Fußballfans mit dem Bedürfnis nach Klarstellung ihrer Position zu begegnen. Diversität im Sport ist auch in den Straßen rund um den Nollendorfplatz am Wochennde eine Hausnummer gewesen.Jemand aus der LGBT*-Szene mit Verbindung zum Ball war am 21. und 22. Juli 2018 im Kiez rund um den Nollendorfplatz Christian Rudolph, Mitarbeiter des Lesben- und Schwulenverbands Berlin Brandenburg (LSVD). Auf dem Foto mit Yasmin Ranjbare von FSV Hansa 07 vor dem LSVD-Banner.
Rote Karte für Homophobie
Rudolph und zahlreiche Mitarbeiter haben auch mit dem Projekt „Soccer Sound“ etwas ins Leben gerufen, das man immer wieder erwähnen muss: Ihre Aufmerksamkeit gilt dem beharrlichen Kampf gegen Intoleranz. Sie wollen gemeinsam mit dem Berliner Fußball-Verband (BFV) also ständig die Rote Karte zeigen, noch lieber aber aufklären.
Die Initiative der Berliner Profiklubs und des BFV gegen Homo- und Transphobie im Sport sorgt auf jeden Fall bereits seit Längerem für mehr Publizität.
Hertha-Junxx als Vorreiter

Auch Herthinho hebt seine Tatze gegen homophobe Ansichten
“Unsere Aktion mit dem Schwerpunkt Fußball gibt es seit 2010“, sagt Christian Rudolph. Viel älter seien aber die Hertha-Junxx. Man könne fast schon sagen, dass mit diesen alles angefangen hat, erklärt er. Die Junxx sind eine wichtige Größe in der deutschen Fußballfanszene. Sie waren eben der erste deutsche schwul-lesbische Fanclub, der sich 2001 gegründet hat und dann anfing, das Feld zu beackern.
Am Stand der Hertha-Junxx an der Ecke Motzstraße ist an diesem Sonntagnachmittag gerade etwas weniger los. Wir kommen mit Alex in´s Gespräch. Maskottchen Herthinho ist an diesem Tag nicht mehr vor Ort. Dafür liegen zahlreiche Autogrammkarten mit seiner Bärentatze als Signatur aus. „Die ganz große Sichtbarkeit im Oberring ist leider nicht bei allen Heimspielen gewährleistet“, sagt einer der Volonteers. Man müsse notgedrungen sehr früh auf dem Gelände sein, um alles rechtzeitig anbringen zu können, damit es auch wirkt wie im Schaufenster. Das Banner mit der Aufschrift „Fußball ist alles- auch schwul“ sei außerdem nicht gerade leicht in das Stadion zu transportieren, bei dem Gewicht. Die Bereitschaft aller zusätzlich bei den Auswärtspartien dabei zu sein, habe in letzter Zeit zudem etwas abgenommen.
Akzeptanz aller Lebensmodelle
Über allem stehe das Ziel, eines Tages durch alle Trennwände hindurch die Akzeptanz und Selbstverständlichkeit sämtlicher Lebensmodelle erreicht zu haben, sagt Christian Rudolph. Vorher müsse die Diversität weiter aufgezeigt werden. Dann brauche es auch kein „Coming- out“ mehr. Bis dahin vermutet Rudolph noch einige Anstrengungen. Übrigens: Die These, dass die Probleme bei der Aufklärungsarbeit in sogenannten Migrantenvereinen höher seien, wollte er nicht gelten lassen. „Diskriminierungsfreie Teilhabe“ (eigentlich ´ne Formulierung an der nochmal gefeilt werden sollte, finde ich) für jeden. „So muss es in allen Vereinen verstanden werden“, sagt Rudolph. Dazu wird es auch den diesjährigen Fachtag in Zusammenarbeit mit dem BFV wieder geben. Das wird vermutlich im November sein.
Familien-und Sportthemen beim CSD
Der CSD (Christopher Street Day Berlin) hatte vor zwei Jahren zum ersten Mal eine Laufgruppe dabei, die auch vom BFV begleitet und finanziell unterstützt wurde. Über dem 40. CSD steht 2018 das Motto „Mein Körper-meine Identität-mein Leben!“ Auch einen sperrig als Familien-und Sportbereich benannten Aufbau mit Ständen soll es beim Finale zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor am kommenden Sonnabend geben, mit der Abschlusskundgebung um 17 Uhr. Wer nie genug bekommen kann, darf sicher auch eine Kugel mitbringen und jonglieren-für Vielfalt.