Kugelstoßer und fair gehandelte Bälle am Breitscheidplatz

Kugelstoßer und fair gehandelte Bälle am Breitscheidplatz

8. August 2018 0 Von Frank Toebs

Bei der Wahl des Ortes für das Sportfestival bleiben sicher Fragen offen. Die Leichtathletik-EM im Sommer 2018 in Berlin, mit einer Filiale am Breitscheidplatz, führte am frühen Montagabend Sportinteressierte und Schaulustige zusammen. Neben der Qualifikation der Kugelstoßer in einem rasch innerhalb weniger Tage aufgestellten „Stadion“ konnte der Besucher eben am Ort des Schreckens dazu beitragen, dass über anderthalb Jahre nach dem furchtbaren LKW-Attentat der Ort fast wieder weltstädtisch normal erscheinen kann.

Die Polizei zeigt Präsenz beim Sportfestival am Breitscheidplatz

Die Polizei zeigt Präsenz vor einem DLV-Pavillon. Foto: Frank Toebs

Polizei nicht zu übersehen
Vielen mag das nicht schmecken, andere freuen sich auf die kommenden 6 Tage rund um die Gedächtniskirche und natürlich auch im Olympiastadion. Um den erhöhten Sicherheitsaufwand sorgt sich dabei die Berliner Polizei, deren Personal nicht zu übersehen ist. Beton-Poller sichern die Zufahrt zusätzlich auf mehreren Seiten. Wir finden auch: Trotz Hitze muss Lebensfreude über Terror siegen. Dafür ist dann eben ein enormer Aufwand nötig. Die Zeiten, dass ein Staatspräsident im offenen Wagen durch die Stadt fährt, sind auch leider endgültig vorbei.

Michael Jopp,Fachmann für fair gehandelte Bälle beim Sportfestival am Breitscheidplatz.

Michael Jopp, Fachmann für fair gehandelte Bälle beim Sportfestival am Breitscheidplatz. Foto: Frank Toebs

Fachmann für fair gehandelte Bälle
  Für den von der Kugel Faszinierten gibt es hier auch Informationsstände zu Fragen nach der fairen Produktion und zum fairen Handel von Bällen.
Bei den Kampagnen für mehr globale Gerechtigkeit im Sport trifft man in Berlin meist auf Michael Jopp vom Projekt „Rundum Fair“, der auch Fachpromoter für kommunale Entwicklungspolitik ist. „Ein erheblicher Teil der Fußbälle wird eben unter miserablen Arbeitsbedingungen hergstellt“, sagt er. Es gebe aber bereits Bälle, die sogar eine Fifa-Zertifizierung für die Profis hätten. So sei das Ziel, nicht nur kleineren Vereinen das Angebot schmackhaft zu machen. Zumal die Kosten nicht höher seien, die Einnahmen der Näherinnen (zum Beispiel in Pakistan) dann aber um so höher! „Wir versuchen, die Aufklärungsarbeit auch bei den Profivereinen zu intensivieren. Vielleicht ist es doch noch bald möglich, dort im Training und Spiel komplett fair gehandelte Bälle einzusetzen“, hofft Jopp.

Marlene Cieschinger erklärt einem Besucher die Vorteile fair gehandelter Fußbälle

Marlene Cieschinger erklärt einem Besucher die Vorteile fair gehandelter Fußbälle. Foto: Frank Toebs

Auch Freibeuter kennen sich mit Bällen aus
  Die Nachfragen am Stand, der ebenso Bälle aus anderen Sportarten zur Anschauung bereit hielt, seien schon erfreulich hoch gewesen, meinte auch Marlene Cieschinger von der Piratenpartei. Sie war früher im Vorstand der AG Frauenfußball im Berliner Fußball-Verband (BFV) und vor Urzeiten in der Frauenfußball-Abteilung bei Tennis Borussia Berlin engagiert.

Flaschensammlerinnen am Rande des Sportfestivals zur EM 2018

Flaschensammlerinnen nach ihrem Vollbad am Wasserklops in Berlin. Foto: Frank Toebs

Vollbad statt Kugelstoßen
  Eine Qualifikation der Kugelstoßer wird am Breitscheidplatz sicher längere Zeit nicht mehr zu sehen sein. Dass es aber an diesem zentralen Ort auch andere Möglichkeiten gibt, sich sportlich zu zeigen, bewiesen diese Flaschensammlerinnen und ihre Kinder. Von der Hitze genervt, erlaubten sie sich ein neckisches Spiel am bei Besuchern begehrten „Wasserklops“, das schnell zum Vollbad wurde. Ein Beispiel für die „Lebensfreude pur“.