
Pfarrer und Imame traten den Ball
Pfarrer und Imame können auch anders. Und das gar nicht mal schlecht. Am letzten September-Sonnabend traf man sich bereits zum 13. Mal beim Fußballspiel um einen Pokal.

An der Harbigstraße stimmte auch der Einsatz unter den Geistlichen
Der Wanderpokal findet beinahe in jedem Jahr eine neue Heimat. Ob nach mehrmaligem Gewinn eine Kopie der Siegertrophäe benötigt wird, ist nicht bekannt. Diesmal waren die Imame die Sieger. Mit 2:1 konnten sie durch eine bessere zweite Hälfte die Vertretung der Pfarrer überwinden. Auch auf einem kleineren Feld gilt eben die alte Fußballweisheit: Machst du die Tore nicht rechtzeitig, wirst du später noch schnell überrascht und um den erhofften Erfolg gebracht.

Bunt gemischte Fußballmannschaften, rechts Emmanuel Sfiatkos, griechisch-orthodoxer Pfarrer, neben BFV-Präsident Bernd Schultz
An Feiertagsreden wurde gespart
Dort auf dem Julius-Hirsch-Sportgelände, wo TuS Makkabi seine Plätze hat, standen sich in diesem Spiel über 70 Minuten Berliner Prediger mit Gewinnabsichten gegenüber. Statt sich mit üblichen Sonntags-oder Freitagsreden aufzuhalten, suchten die 20 Spieler und Reservisten in einer intensiven Partie die Nähe. Mit Eifer, aber ohne Zorn, ging es bei diesem interreligiösen Spiel zur Sache. Man kennt sich eben.

Ecevit Özman, Sportlicher Leiter von Türkiyemspor, und Mehmet Matur vom BFV
Welche Heimat? Das ist die Frage
Nach Hause ging es jedenfalls nicht unmittelbar und in Eile. Bei einer für nötig gehaltenen Podiumsdiskussion fand das Treffen seine Fortsetzung. Hier war auch noch der Sportliche Leiter von Türkiyemspor, Ecevit Özman, mit dabei. Er und Mehmet Matur, ebenfalls vom BFV finden jedes Knüpfen von Kontakten, allein schon wegen der Außenwirkung, sehr wichtig. Nicht mehr hören kann Matur es, wenn sein Sohn bei Spielen zum Beispiel in Brandenburg aufgefordert werde, in seine Heimat zu gehen. „In welche Heimat?“, fragt er. „Der ist hier geboren!“.

Mohammed Abdulrazzaque und Roland Herpich
Bekannte Mitglieder der islamischen und christlichen Gemeinden Berlins
Auch am Spielfeldrand waren natürlich unterschiedliche Konfessionen vertreten. Mohammed Abdulrazzaque, Vorsitzender der Initiative Berliner Muslime, wusste auch gleich vom Beginn der Aktion zu berichten: 2005 hätten Mitglieder der Anglikanischen Kirche zu Berlin eine „Idee aus dem Mutterland des Fußballs aufgegriffen“. Emmanuel Sfiatkos, ein griechisch-orthodoxer Pfarrer und Vorsitzender des ökumenischen Rates Berlin Brandenburg, ist sonst nur sehr selten beim Fußball. Am Sonnabend war er aber zusammen mit dem BFV-Präsidenten Bernd Schulz der Übergeber des Pokals. Burhan Kesici vom Islamrat und Murat Gül, Präsident der Islamischen Föderation in Berlin, gehörten neben dem Berliner Fußball-Verband zu den Organisatoren der Veranstaltung. Mit großem Respekt muss man die Leistung des Spielführers der Pfarrer betrachten. In einem Alter in dem sich andere in der Ü60 mit Ihresgleichen messen, hielt Roland Herpich, der Direktor des Berliner Missionswerkes, auch läuferisch gut mit.

Warum sollen Imame nicht wie die Champions-League-Sieger blödeln?
Der Muslim Cup soll wieder stattfinden
Ein weiteres Fußballfest, der Muslim Cup, soll im nächsten Jahr auch mal wieder stattfinden, hofft Abdulrazzaque. „Wir hatten so ein Treffen mit 22 Mannschaften aus ganz Deutschland als Familienfest schon einmal“, sagt er. Damals war es 2016 in Strausberg. Trotz einiger Skepsis und Anfeindungen sei es ein Erfolg gewesen.
Was zum Meckern gibt´s auch noch. Einige Teilnehmer hätten sich ein gemeinsames Essen, so war es eigentlich geplant, wirklich g e m e i n s a m gewünscht. So ging es nur in Etappen zum Cateringstand. Bei soviel wahrer Eintracht, ein nur sehr feines Haar in der Suppe.

Imam und Pfarrer ohne Berührungsängste

Der Wanderpokal (alle Fotos: Frank Toebs)