
Reinhard Grindels Abgang
Im Berliner Kino Babylon sprach er in seiner Einführung zum Tag der Fußball-Kulturhauptstadt wieder einmal den Amateurfußball an; der sei ihm eine Herzensangelegenheit. Das war Ende März. Nun ist Reinhard Grindel nach drei Jahren Präsidentschaft freiwillig aus dem Amt geschieden. Etwas anderes blieb wohl nach der Affäre um eine Luxusuhr und fünfstellige Einnahmen ohne Gegenleistung aus der Anfangszeit seiner Präsidentschaft nicht übrig. Der Spiegel hatte die Sache aufgedeckt und die Bildzeitung ebenfalls über das Geschenk berichtet. Es war nur die Krönung eines nicht sehr souveränen Auftritts schon bei der Frage und dem Hin und Her nach den Umwälzungen in der Nationalmannschaft.
Endgültig gescheitert ist der Nachfolger von Wolfgang Niersbach, weil es auch nichts mehr zu verdecken gab. Obwohl Grindel beteuerte, keinen Vorteil aus der Gabe gezogen zu haben, ist es doch wenig glaubwürdig, wenn es nun heißt, er habe den Wert nicht erkannt. Was beabsichtigt ein ukrainischer Verbandsvertreter wohl, manche nennen den jetzt Oligarchen, wenn solche Kostbarkeiten verteilt werden? Der Richtige, um wieder das Vertrauen in die DFB-Spitze nach der Niersbach-Ära zu stärken, war dieser Kopf des großen DFB nicht.

Reinhard Grindel bei der Begrüßung einiger Jugendspieler aus einer Mannschaft von Geflüchteten im Dezember 2015 (Foto: Toebs)

Im Dezember 2015 ging es noch um geringere Summen…Reinhard Grindel bei einer Scheckübergabe auf dem Sportplatz von Minerva 93 (Foto: Toebs)
2015 als designierter Nachfolger noch nicht im Amt, ist Reinhard Grindel hier in seiner erträumten Präsidentenrolle als Vertreter der „Kleinen“ auf den Fotos zu sehen. Bei all dem scheint ihm der Sinn für die Realität – weg von guten Worten – abhanden gekommen zu sein. Schade. Die DFB-Gremien werden nun einmal etwas mehr Geschick zeigen müssen, wenn es um einen neuen, diesmal glaubwürdigeren, Kandidaten für den Posten geht.
Ein Ex-Politiker mit dem Wunsch nach hauptsächlich guter Versorgung ist nicht mehr tragbar. Warum reicht einem DFB-Präsidenten nicht einmal das vereinbarte Gehalt? Müsste ein Präsident nicht sowieso lieber für die „Ehre“ seinen Posten antreten. Dass die Geschäftsstellenleiter und die anderen benötigten Mitarbeiter ordentlich bezahlt werden, müsste doch genügen.
Zurücktreten müsste Reinhard Grindel auch von seinen Posten bei Fifa und Uefa, die, folgt man dem Spiegel, mit 500.000 Euro im Jahr entlohnt werden. Ein kaum vermittelbarer Selbstbedienungsladen, der der deutschen Fußball-Gemeinde sehr sauer aufstoßen muss. Dabei sollen alle Ehrenamtlichen gerne weiter die Arbeit, ihr Ehrenamt, an der Front erledigen. Hier muss über jeden Cent Fahrgeld genau abgerechnet werden. Eine herbe Enttäuschung. Wo versteckt sich der Fußball-Messias?